thesaurus – system of an eternally multiplying system
Thesaurus – System eines sich ewig multiplizierenden Systems
«The library is a sphere of which the real centre is any arbitrary hexagon, and whose extent is unfathomable»
(Jorge Luis Borges, The Library of Babel)
Jorge Luis Borges describes the library of Babel as an endlessly proliferating system of hexagonic rooms, hallways and branches, filled with countless books, books with labyrinths of letters and meaningless cacophonies, impenetrable books of past and forgotten languages, grammars, dialects, writing-styles, translations, cryptograms and secret codes. Man travels as a roaming decipherer through this total library, which has no beginning and no end. The library is an enormous thesaurus, a system of an eternally multiplying system, upon which new languages, dialects and speeches accumulate from all sides.
A thesaurus is also made up of dictionaries and collections of past languages, which become a memory in that they collect, notice and remind. The reader uses them like a box of tools with which he can experiment. Originally, a thesaurus was a small room in a sanctuary used in antiquity to keep precious oblations. As sacred room and receptacle in one, it becomes charged with qualities…. [it] is inhabited by the imagination. As a multidimensional space, in which different ways of writing and writings meet, the thesaurus becomes a model of a theatre practice based on the view of language as an open, proliferous system. It brings into play a variety of sign systems not ruled by the primacy of an all-mastering meaning or origin.
The audience is the roaming decipher, who continues its writing on individual texts in its memory. The stage becomes the elevated place of the imagination of the audience, who use the seen and the experienced as a thesaurus in order to experiment with it.
thesaurus – system of an eternally multiplying system
Thesaurus – System eines sich ewig multiplizierenden Systems
“Die Bibliothek ist eine Sphäre, deren wirkliches Zentrum jedes beliebige Sechseck und deren Ausmaß unermesslich ist.” (Jorge Luis Borges, Die Bibliothek von Babel)
Borges beschreibt die Bibliothek von Babel als ein sich ewig vermehrendes System von sechseckigen Räumen, Fluren und Verzweigungen, gefüllt mit unzähligen Büchern – Büchern mit Labyrinthen aus Buchstaben und unbedeutenden Kakophonien, undurchdringlichen Büchern aus der Vergangenheit und mit vergessenen Sprachen, Grammatiken, Dialekten, Schreibstilen, Übersetzungen, Kryptogrammen und geheimen Codes. Man bereist diese totale Bibliothek, ohne Anfang und Ende, als ein_e wandernde_r Entzifferer_in. Die Bibliothek ist ein riesiger Thesaurus, ein System eines sich ewig multiplizierenden Systems, auf dem sich von allen Seiten neue Sprachen, Dialekte und Worte ansammeln.
Ein Thesaurus konstituiert sich auch durch Lexika und Sammlungen vergangener Sprachen und wird so zum Speicher, der anmerkt und mahnt. Der_die Leser_in benutzt ihn als eine Werkzeugkiste, mit der er_sie experimentieren kann. Ursprünglich war der Thesaurus ein kleines Zimmer in einem Heiligtum, in dem man in der Antike die wertvollen Opfergaben aufbewahrt hat. Als ein heiliger und zugleich als Empfangsraum, wird er mit Qualitäten versehen…und von der Imagination besetzt. Als ein multidimensionaler Raum, in welchem sich verschiedene Stile und Texte begegnen, wird der Thesaurus zum Model eines Theaters, der auf der Ansicht einer offenen und generierenden Sprache beruht. Er involviert verschiedene Zeichensysteme, die nicht durch den Vorrang eines alles beherrschenden Sinns oder Ursprungs dominiert werden.
Die Zuschauer_innen sind die wandernden Entzifferer_innen, die das Schreiben von individuellen Texten im Gedächtnis fortsetzen. Die Bühne wird zum gehobenen Ort der Imagination der Zuschauer_innen, die das Gesehene und das Wahrgenommene als einen Thesaurus betrachten, mit dem sie experimentieren können.